Geschichte

Die Geschichte von St. Paul begann am 15. August 1841: Vermutlich kam es aus Platzgründen zu einer Trennung einer Gruppe von der St.-Matthäus-Kirche. Diese hielt sonntags drei Gottesdiensten ab und konnte dabei nicht alle interessierten Deutsche aufnehmen. So traf sich eine Gruppe deutschstämmiger Protestanten ab dem 22. August 1841 im Saal Nr. 148 an der 8. Avenue zum Gottesdienst mit Pastor Friedrich Wilhelm Geissenhainer.

 

Ansicht des 1. Kirchengebäudes von St.Pauls

Ein Jahr später, am 17. Oktober 1842, wurde der Grundstein der ersten St.- Pauls-Kirche an der Ecke 15. Straße und 6. Avenue gelegt. Zu Weihnachten des selben Jahres wurde die Kirche eingeweiht, die gleichzeitig auch als Schule diente. Immer mehr Deutsche wanderten in die USA aus, so dass die Anzahl der Gemeindeglieder der jungen Kirche rapide zunahm. Bald musste über den Bau einer größeren Kirche nachgedacht werden.

Ansicht des 2. Kirchengebäudes von St.Pauls

Keine achtzehn Jahre nach der Einweihung, am 6. Mai 1860, findet der letzte Gottesdienst in der Kirche statt. Danach wird sie abgerissen und weicht einem prächtigen und größerem Kirchgebäude das in etwa über 1.000 Sitzplätze verfügt. Am 20. und 21. März 1861 fand die feierliche an die Gemeinde statt.

Wegen einer Hochbahn, die an der 614. Straße/ 6. Avenue eine Haltestelle betrieb, wurde die Lärmbelästigung in den 1890er Jahren unerträglich. Daraufhin suchte man nach einem anderen Standort für ein neues Kirchgebäude.

Dieser wurde 1897 in der 22. Straße gefunden. Der deutscher Architekt, Francis A. Minuth, wird mit dem Bau der dritten Kirche im neugotischen Stil beauftragt, das zweite Kirchgebäude hingegen für 190.000 Dollar verkauft. Am 4. Juli 1897 wird der Grundstein unter Mitwirkung des Kirchenchores feierlich gelegt. Nach lediglich sieben Monaten Bauzeit wird die Kirche am 13. Februar 1898 bei strahlendem Sonnenschein feierlich eingeweiht. Das Erstaunliche hierbei: Schon bei der Fertigstellung war die Kirche bis auf den letzten Cent bezahlt.

In der Geschichte der Gemeinde spiegelten sich alle großen Weltereignisse: Abhängig von den Einwanderungsquoten der USA wuchs sie manchmal, ein anderes Mal kämpfte sie ums Überleben. 1923, im Jahr der Hyperinflation in Deutschland kamen 115.500 Deutsche Neueinwanderer in die USA. 1941, nach der Kriegserklärung Deutschlands an die USA wurde der Gemeindebrief in deutscher Sprache verboten und viele Gemeindeglieder interniert und erst 1947 wieder frei gelassen.

Zehn Monate nach der Kapitulation Deutschlands riefen die Pastoren von St. Pauls in einem gemeinsamen „Appell an ihre Gemeindeglieder, Freunde und Bekannte, sowie Vereine in Groß-New York und Umgebung, zur Teilnahme an dem Liebeswerk der Deutschen Nothilfe, Lutheran World Relief auf. In diesem Jahr kamen über 6.000 Pfund Kleidung und 10.500 Dollar über die St.-Pauls-Kirche nach Deutschland, um Hunger und Elend zu lindern. Es gab fortan zahlreiche Fundraising und karitative Veranstaltungen. Eine große Hilfsbereitschaft und Anteilnahme von New York aus, sorgte nicht nur für Erleichterung in Deutschland, sondern auch für Aufschwung in der Gemeinde, wo es in einer amerikanischen Publikation hieß: „ St. Paul’s was the center for information about Germany after the war“.

Niemöller, Dibelius, Lilje und Thielicke waren Persönlichkeiten aus Deutschland, die in St. Pauls ein- und ausgingen. Das Bild zeigt den Besuch des damaligen deutschen Bundespräsidenten, Theodor Heuss. Eine Boomzeit, mit steigenden Zahlen an deutschen Auswanderern (von 1950 bis 1960: über 600.000) bescherte der St.-Pauls-Kirche einen neuen Aufschwung. Allerdings war die Bindung der Nachkriegsauswanderer an ihre Kirche nicht mehr so intensiv wie die in den zwanziger Jahren, so dass 1966 in einem Kirchenratsprotokoll das deutliche Nachlassen der Gottesdienstbesuche verzeichnet wurde.

War die St.-Pauls-Kirche seit ihrer Gründung über die meiste Zeit hinweg von deutschen Auswanderern geprägt, brach nun endgültig eine neue Zeit an. Die Zahl der Deutschen, die in den USA für Unternehmen, im diplomatischen Dienst oder in Schulen auf Zeit tätig waren, stieg deutlich an. 1972 richtete die EKD zur Betreuung dieser »Expats« eine Pfarrstelle in New York ein. 1978 wurde diese Stelle mit der St.-Pauls-Kirche „fusioniert“. Im Briefkopf heißt es seitdem: St.-Pauls-Kirche - in Verbindung mit der EKD. Und das Angebot von St. Pauls richtet sich seitdem an alle im Großraum New York lebenden Deutschen.

Gemeinsam mit dem EKD Ratsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm feierte die St.-Pauls-Kirche 2016 ihr 175-jähriges Bestehen, sowie mit zahlreichen Vertretern deutscher Institutionen, wie Botschafter Dr. Harald Braun, Generalkonsulin Brita Wagener, stellvertretendem Generalkonsul Dr. Kai Hennig und Rektor Ulrich Weghoff.

Mit Gottes Hilfe hat die Gemeinde über 175 Jahre hinweg die vielfältigen Schwierigkeiten und unvorhersehbaren Aufgaben gemeistert. So ist auch die Zuversicht, dass sie als deutschsprachige Gemeinde die Herausforderungen der Zukunft annimmt und einen Ort darstellt, indem Menschen nicht nur eine deutsche Heimat finden, sondern auch das, was eine Gemeinde im Verborgenen immer ist: ein Stück ewige Heimat auf Erden!

Die Pastoren der St.-Pauls-Kirche:

Friedrich Wilhelm Geissenhainer
1841 - 1879
Johann Friedrich Christian Hennicke
1874 - 1880
Leo König
1880 - 1919
Heinrich Arend Kropp
1919 - 1940
Heinrich Paul Suhr
1940 - 1985
Max Preilipper
1978 – 1986
Sönke Schmidt-Lange
1987 - 2002
Hinrich Buß (Interimspastor)
Wilfried Wassermann 2003 - 2013
Bernd Wrede (Interimspastor)
Miriam Groß Seit 2014